Die erstaunliche Wandlung moderner Badezimmer – Bad-, Spa- und Raum-Designer Torsten Müller gibt dazu Antworten

Ein Bad ist heute mehr als nur ein Badezimmer, in dem sich die Menschen kurz aufhalten. Das neue Bad ist ein Wellness- und Spa-Bereich, der oft und gerne genutzt wird. Dabei ist dieser Raum nicht mehr klein und eng, sondern oft so geräumig, dass neben einer großzügigen Duscheinheit auch eine Badewanne, Waschtische und – oft optisch abgetrennt – eine Toilette ausreichend Platz finden.

Zum Thema moderne Badgestaltung und Designerbad lesen Sie nachfolgend ein Interview, das der Fliesenfachbetrieb Franz Morick GmbH aus Düsseldorf mit dem bekannten Baddesigner Torsten Müller geführt hat. Der DesignerConsultant und Redner ist auch als Kolumnist und TV-Experte tätig sowie anerkannter Berater für internationaler Hersteller und Handwerksbetriebe. Torsten Müller setzt heute europaweit Maßstäbe in der innovativen Spa- und Raum-Architektur. Zukunftsweisend sind neben den Bad-Designs auch seine Lichtkonzepte.

Wir freuen uns, dass wir heute einmal Gelegenheit haben, uns zum Thema Baddesign auszutauschen. Als erstes interessiert uns, wie Sie Ihre Philosophie zur Funktionalität und zum Wohlfühlfaktor dieser Räume entwickelt haben?

Torsten Müller: In erster Linie geht es darum unser Leben zu entschleunigen – damit einher geht es bei mir um die Entdeckung der Einfachheit, das bedeutet fast immer ein puristisches Interieur. Das Ganze wird gepaart mit meinem Design-Credo. Die Kraft des Wassers und naturbelassene Materialien sind Grundlagen für Entspannung von Körper und Seele. Mein Design setzt dabei den inneren Wunsch nach Balance, Wohlbehagen, innerer Wärme, Freude und Glück um. Bad-, Spa- und Raum- Planung und das Design sollte aus meiner Sicht immer für ein positives Wohlbefinden sorgen. Räume sind das Spiegelbild der inneren Haltung und vermitteln, was Sie sich selbst gönnen und verstärken dabei das persönliche Wohlbefinden positiv. Mein Schlüssel ist das Design, das Zusammenspiel von Raum, Licht, Wahrnehmung, Stimmung und Ausstrahlung, welches immer authentisch für den Nutzer in Szene gesetzt werden sollte.
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Design by Torsten Müller THG Paris goldenes Kristallwaschbecken

Herr Müller, Sie als Designer für luxuriöse Bäder und Spas können uns sicherlich etwas dazu sagen, wie wichtig die Raumgröße eines Badezimmers heute ist?

Torsten Müller: Nun, leider ist der Raum fast in allen Fällen zu klein, was sich durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch mehr verstärkt. Fast ein jeder, der die Leistungen bejaht, beginnt den Tag bereits mit 50 bis 75 E-Mails, wobei im Laufe des Tages allerdings auch mal mehr als 150 Stück zusammenkommen. Dass dazu dann noch so an die 15 bis 30 Telefonate dazu kommen, versteht sich ja ganz von selbst!

Warum ich Ihnen das erzähle? Jedes Badezimmer war früher einmal nur eine Nasszelle, die dafür gedacht war, sich von Schmutz und Körpergerüchen zu befreien. Heute hat sich dieser Raum, der sich immer mehr von der Widerspiegelung von Naturphänomenen und Stimmungen aus der Urkraft inspirieren lassen sollte, gewandelt. Es versteht sich fast von selbst, dass sinnliche Duscherfahrungen mit mehreren Szenarien die Menschen sensibilisieren, befreien oder gar stabilisieren. Ein Regenvorhang, dazu das richtige Lichtdesign und Duftfunktionen oder kalte Nebel-Stöße zur Vitalisierung am Morgen werden deshalb gerne gewünscht. Dazu verbinden sich dann abgestimmte Düfte, die auf das Wohlbefinden des Nutzers angeglichen sind. Sie werden aus hochwertigen, natürlichen Ölen, Balsamen und Aromen hergestellt. Einem jeden leuchtet ein, dass dieses alles seinen Raum benötigt – ob von der technischen Seite her oder auch vom gefühltem Raumerlebnis.

Dass sich die Menschen heute wesentlich länger im Badezimmer aufhalten und diesen Raum auch als Wellnessbereich nutzen, ist ja schon länger bekannt. Wie gehen Sie bei der Planung eines Bades auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Auftraggeber ein?

Torsten Müller: Es stellt sich ja für mich die Frage: Was verstärkt bei meinem Kunden das Wohlbefinden und was lässt ihn zur meditativen Entspannung kommen? Welche Materialien berührt er gerne, welche Düfte mag er und welche Farben bringen die richtigen Emotionen für ihn? Eine umfassende Bedarfs-Analyse ist dabei für mich von Nöten, denn dem Kunden einfach so ein Konzept überzustülpen, ist nicht meine Herangehensweise. Dazu besuche ich gerne auch Ausstellungen, wie Ihre in Düsseldorf, um das Ganze auch erlebbarer zu gestalten. Bei einem gemeinsamen Besuch mit dem Kunden in einer Ausstellung habe ich es zudem auch einfacher, denn dabei kann ich den Kunden sehr genau beobachten und gleich feststellen, welche Reaktionen bei Materialien, Objekt- Elementen oder Farben bei ihm entstehen.

Sie planen Bäder für Menschen mit unterschiedlichen Ansprüchen – wie genau finden Sie heraus, welche das sind und wie gehen Sie dann vor?

Torsten Müller: Das jeweilige Konzept ist nur unter Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse zu realisieren. Der eine mag es hell, kristallklar, puristisch und minimalistisch, der andere lieber mystisch, titanschwarz mit einem rosé-goldenen punktierten Ambiente. Wichtig für mein Team und mich ist, dass am Anfang visuelle Eindrücke in Form von 3-D-Visualisierungen eingesetzt werden, denn so können bereits in der Planungsphase kleinste Details abgestimmt und individualisiert werden, die für meine Begriffe für maßgeschneiderte Bad-Konzepte stehen.

Um einen möglichst umfangreichen Eindruck der künftigen Spa- und Wellnessoase zu gewährleisten, wird bei mir jedes Konzept von den besten 3-D-Artisten aus Europa aufwendig visualisiert. Viele Kunden, die zu mir kommen, erkennen oft gar nicht, dass es sich hierbei nur um eine Vorab- Visualisierung handelt.

Die Zeiten der handgefertigten Skizzen sind bei mir auch aus zeitlichen Aspekten nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar. Dazu kommen weiterhin umfangreiche Materialkollagen – oft mit Neuheiten, die nicht selten zuerst bei mir zu sehen sind. Dies ist wohl auch bedingt durch meine ständigen Messebesuche und auch ein wenig durch meinen mittlerweile erlangten guten Ruf sowie das reisen in der ganzen Welt.

Selbstverständlich interessiert uns besonders, welche Rolle die Fliese in einem modernen Bad spielt! Kommen Fliesen heute nur noch als Bodenbelag zum Einsatz oder sind sie auch noch als Wandverkleidung gefragt?

Torsten Müller: Perfekte Badarchitektur besteht bei mir aus Naturstein und findet Anwendung auf dem Boden, in der Dusche und auf der Waschtischplatte. Als Wandverkleidung favorisiere ich den feinen, polierten venezianischen Marmorino oder Stucco lucido, Stucco lustro oder sogar Stuckmarmor. Dabei muss ich allerdings auch sagen, dass uns die heutigen Technologien in der Keramik immer wieder überraschen. So sind große Formate, goldig schillernd und mit einer Tiefe, dass wir das Material kaum mehr von einem echten Naturstein unterscheiden können, keine Seltenheit mehr. Eventuell ist es noch an der Kante zu erkennen, dass es sich hierbei nicht um Naturstein handelt. Natürlich ist auch gegen eine gute Fliese – wer es denn mag – nichts einzuwenden. Ich denke, das ist immer auch eine Preisfrage und eine ganz persönliche Einstellung. Eines jedenfalls hat die Keramik auf jeden Fall dem Naturstein immer voraus: die Reinigungs-Freundlichkeit. Somit ist die Keramik ganz klar der Sieger. Es gilt also wenn nur die Echtheit und Liebe zur Natur, die aber die Einschränkung der Pflege sowie des Preises hat.

Mit welchen Materialien kombinieren Sie als Baddesigner Fliesen besonders gern?

Torsten Müller: Da für mich das perfekte Badambiente mit nur 2 Farben auskommen sollte, die natürlich in ihrer Intensität aufgehellt oder abgedunkelt werden können, mag ich besonders Kombinationen mit dem zuvor genannten Marmorino, Holz, Edelstahl und Leder bis hin zum Lack bei den Möbeln. Auch eine Kombination mit Beton und Blumentapeten, Stuck und Stein, Terrazzo, Onyx, Blütenstaub, Swarovski-Kristall, aber auch mit Licht-Wänden und Decken kommt da sehr gut.

Wie sieht es mit Farbe im Badezimmer aus? Schaffen Sie hier Akzente durch die Ausstattung selbst oder eher mit den verschiedenen Accessoires?

Torsten Müller: Nun, mit Farbe haben Sie immer die Möglichkeit ein Bad den eigenen Trends anzupassen. Wenn Sie sich an den Gestaltungstipp halten und nur mit 2 Tönen arbeiten, können Sie den Raum immer wieder farblich an Ihre gewünschte Gemütsbewegung anpassen. Also einmal gerne alle Handtücher, Bademäntel, Accessoires in Royalblue, das nächste mal dann wieder in Smaragdgrün oder auch mal Tiefmagenta. Echte Orchideen sind zudem im Badezimmer- Design nette exotische Hingucker und erfreuen sich großer Beliebtheit. Ich finde im Badezimmer fühlen sich die tropischen Schönheiten wie zu Hause und sorgen somit für lebhafte dekorative Abwechslung.

Die Beleuchtung in einem modernen Bad ist nicht zu unterschätzen. Welche Erfahrungen haben Sie mit innovativen Beleuchtungssystemen und LED-Technologien gemacht?

Torsten Müller: So langsam sind wir dafür bereit, neue Technologien auch zum normalem Handwerk weiter zu geben. Meine Erfahrungen waren allerdings ernüchternd, weil ich – bedingt durch mein Kunden-Klientel, aber auch durch die Flut an Input auf meinen Reisen – mir am Anfang von den neuen LED-Technologien zuviel versprochen habe. Ich fühlte mich eigentlich eher wie ein Testballon der Industrie. Mittlerweile ist das Lumen und die Farbwiedergabe so, wie ich sie mir wünsche. Mit den richtigen Spezialisten kann diese Technologie auch optimal verbaut werden – allerdings liegt hier die Betonung auf „Experten“, denn die Erfahrung lehrte uns, dass viele zwar glauben hier kompetent arbeiten zu können, allerdings dann meist doch überfordert waren. Wenn es dann zu dem Thema iPhone und Siri kommt, „heize das Badezimmer auf 21 Grad und füll die Wanne“, sind wir im Bereich des Smart Homes, wo es oft noch mehr an Know-how bedarf. Da wie erwähnt der Raum oft zu klein ist und ein anderer Raum nicht immer so einfach mit eingebunden werden kann, strecke ich diesen sehr gerne durch LED RGB Vouten oder Nischen, um zumindest optisch an einen Wohlfühlraum heran zu kommen.

Wir zeigen in unserer über 400 Quadratmeter großen Ausstellung in Düsseldorf verschiedene moderne Bäder. Haben Sie ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass Kunden vorab Fliesen und Badobjekte live erleben möchten?

Torsten Müller: Ja, auf jeden Fall! Denn nach dem ersten Verdichten der Bedarfsanalyse der geforderten Wünsche, Ideen und Ansprüche sowie Vorstellungen ist ein Besuch in einer gut aufgestellten Ausstellung für mich ein Muss. Die Kunden reisen mit mir nach Amsterdam und Paris oder Frankfurt, Bonn, Köln oder Düsseldorf – manchmal sogar bis nach Verona zu atemberaubenden Spa- und Wellnessräumen, um das auf sie individuell zugeschnittene Konzept – ergänzt durch Vorschläge für Material, Design-Elemente und Möbel bereits zuvor ein wenig zu erleben.

Vielen Dank für das angenehme Interview, Herr Müller – Ihre Ausführungen sind wirklich interessant und für unsere Leser sicherlich wertvoll.

Bildquelle: © Konzept Bardesign by Torsten-Müller

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